Martina Fehlner: „Seit Jahren wandern viele Junglehrer vom bayerischen Untermain lieber nach Hessen ab, anstatt nach Oberbayern versetzt zu werden“
Bayern und vor allem dem Bayerischen Untermain gehen viele dringend benötigte Lehrerinnen und Lehrer aus den Grund- und Mittelschulen verloren, weil sie ins benachbarte Hessen abwandern. Hintergrund: Viele Lehrkräfte aus den Landkreisen Miltenberg und Aschaffenburg bekommen vom bayerischen Kultusministerium nur eine Stelle in Oberbayern zugeteilt. Anstatt einen Umzug von oftmals mehreren hundert Kilometer in Kauf zu nehmen, treten sie stattdessen eine Stelle im näheren Hessen an.
Dies wurde heute bei einem Berichtsantrag des Kultusministeriums im zuständigen Landtags-Ausschuss deutlich. "Die Staatsregierung muss dieses Problem endlich anerkennen und gegensteuern", fordert die Aschaffenburger Landtagsabgeordnete Martina Fehlner, die diesen Sachverhalt schon länger kritisiert. Ihre Forderung: "Die Staatsregierung muss endlich Lösungen für dieses Problem liefern. Es muss Schluss sein, mit dem derzeitigen Verschiebebahnhof. Wir brauchen einen bayerischen Gesamtplan und ein komplett neues Verfahren für den Lehrerausgleich in Bayern!"
Martina Fehlner und ihre Kolleginnen und Kollegen der SPD-Landtagsfraktion schlagen vor, das Untermaingebiet explizit aus dem Verteilungsprozedere herauszunehmen. "Jede Junglehrerin und jeder Junglehrer aus dieser Region muss eine Stelle in seiner Heimat angeboten bekommen. Nur so können wir der hohen Fluktuation der Lehrkräfte am Bayerischen Untermain entgegenwirken. Rund 100 Lehreinnen und Lehrer sind allein in den letzten sechs Jahren nach Hessen abgewandert. Das sind 100 zu viel", erklärt Fehlner. „Unsere Region kann es sich nicht leisten, weiterhin permanent Lehrerinnen und Lehrer zu verlieren. Die derzeitige Einstellungspolitik der Staatsregierung schadet letztlich nicht nur dem Bayerischen Untermain sondern ganz Bayern!"
Die SPD-Politikerin weist in diesem Zusammenhang außerdem auf die fehlende Kontinuität für die gesamte Schulfamilie hin. Schulen, Lehrer, Eltern und Schüler hätten keinerlei Planungssicherheit: „Die Situation ist besonders für eine nachhaltige Schulentwicklung völlig unbefriedigend. Unsere Schulen dürfen nicht weiter Durchlauf-Anstalten für Lehrerinnen und Lehrer aus anderen Regionen Bayerns sein. Viele kommen hierher, um dann nach 1-2 Jahren wieder einen Versetzungsantrag in ihre Heimat zu stellen. Ich wünsche mir engagierte und kompetente Lehrkräfte, die aus der Region kommen und die gerne hier leben und arbeiten. Nur so kann auch ein positives Schulklima gepflegt werden.“
Eine weitere negative Auswirkung der derzeitigen Lehrerfluktuation sei, so Fehlner, in spätestens fünf Jahren zu befürchten. Die Altersklasse der Lehrkräfte, die jetzt abwandern, stünde dann für die offenen Stellen der Konrektoren und Rektoren an den Schulen am Untermain nicht mehr zur Verfügung.
Heute wurde im Bayerischen Landtag eine Petition mit knapp 3.000 Unterschriften von betroffenen Lehrern, Eltern und Schülern verhandelt. Darin fordern die Petenten - genau wie die SPD - eine sichere Zusage für eine Schulstelle in ihrer Heimat. Diese Petition wurde jedoch von der CSU-Mehrheit abgelehnt.