Zu einem Informationsaustausch traf sich die Landtagsabgeordnete Martina Fehlner, Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, mit dem stellvertretenden Geschäftsführer des Naturparks Spessart e.V. Julian Bruhn. Ziel der Exkursion war es, sich über die laufenden Projekte im geschützten Hafenohrtal zu informieren. Als größtes zusammenhängendes Laubwaldgebiet Deutschlands ist der Naturpark Spessart wie eine regionale Insel, in der sich Mensch und Natur erholen können. Der Trägerverein bewahrt und entwickelt Landschaft und Natur. Ihm gehören die Landkreise Miltenberg, Aschaffenburg und Main-Spessart, die Stadt Aschaffenburg, 70 Kommunen, sowie zahlreiche Vereine, Gruppierungen und Privatleute als Mitglieder an.
Christian Salomon, Gebietsbetreuer für Grünland im Naturpark Spessart, berät und unterstützt Landwirte, Waldbesitzer und Kommunen als Bindeglied bei der Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen. Die Gebietsbetreuer in Bayern sind in insgesamt 55 Gebieten Bayerns aktiv. Ihre Arbeit wird vor allen Dingen aus Mitteln des Bayerischen Naturschutzfonds finanziert. In den sumpfig-nassen Talauen des oberen Hafenlohrtals initiierte der Naturpark Spessart erfolgreich eine Beweidung mit Moorschnucken als Pilotversuch für vergleichbare feuchte Spessarttäler. Salomon: „Der Kampf gegen die Verbuschung ist im Naturschutzgebiet Hafenlohrtal eine Daueraufgabe. Deswegen waren zuletzt alljährlich Mulchmaschinen im Einsatz. Das Mulchen steht jedoch wegen des hohen Tötungsrisikos für Amphibien, Reptilien und Insekten in der Kritik. Gemeinsam mit den angrenzenden Kommunen sowie den zahlreichen privaten Grundeigentümern haben wir uns letztlich auf die Beweidung einer ca. 10 Hektar großen Fläche mit Moorschnucken geeinigt“. Auswirkungen der Beweidung auf die Lebensgemeinschaften werden vom Naturpark Spessart und den Gebietsbetreuern durch ökologische Begleituntersuchungen ausgewertet und analysiert. Das Projekt ist zunächst auf fünf Jahre befristet.
Im Hafenlohrtal und im Hochspessart gibt es auch noch einige sogenannte „Eichen-Giganten“ zu bewundern. Auch sie sind typisch für die Kulturlandschaft des Spessarts. Die Wälder des Spessarts wurden jahrhundertelang von den Mainzer Fürstbischöfen als Jagdgebiet genutzt. Außerdem benötigten sie Bauholz für ihre Anwesen. Die Eiche mit ihrem stabilen Holz und ihren nahrhaften Früchten konnte alle diese Ansprüche am besten erfüllen. Deswegen wurden sie von den Fürsten besonders geschützt. Heute findet man im Spessart nur noch Relikte dieser alten Eichenwälder, da sich die Nutzung des Waldes durch den Menschen im Laufe der Zeit stark verändert hat. Martina Fehlner: „Diese alten Bestände kommen heute seltenen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten zugute, die zum Beispiel auf den vergleichsweise hohen Totholzanteil in den Schutzgebieten angewiesen sind“.
Ein wichtiger Programmpunkt der Exkursion war das „Wasserbüffel-Projekt“ des Naturparks Spessart. Es wurde eingerichtet, um ein offenes und artenreiches Wiesental wiederherzustellen. Julian Bruhn: „Fichtenkulturen, die nach dem 2. Weltkrieg gepflanzt wurden, wurden gerodet und zusammen mit nassen Brachflächen in Weidenutzung gebracht. Der Einfluss der Büffelbeweidung auf die Tier- und Pflanzenwelt wird wissenschaftlich untersucht.“ Durch Fraß, Vertritt, das Anlegen von Suhlstellen und durch natürlichen Dung entsteht auf der Talweide ein sehr struktur- und artenreicher Lebensraum. Seltene Tier- und Pflanzenarten, wie Sumpffarn, Großer Feuerfalter, verschiedene Libellen-, Amphibien- und Vogelarten werden durch die Anwesenheit der Wasserbüffel gefördert. Als ursprüngliche Sumpf- und Auenbewohner sind sie hervorragend an Feuchtlebensräume angepasst.
Im Sommer leben die Wasserbüffel auf den Weideflächen im Hafenlohrtal, den Winter verbringt die Herde auf einer Freilandkoppel mit Offenstall bei Bergrothenfels. Sie werden dort mit Heu von den umliegenden Wiesen gefüttert. Die Pflege der Büffel und deren Fleischvermarktung hat Landwirt Reinhold Tausch übernommen. Der seit 1986 bestehende landwirtschaftliche Betrieb der Familie Tausch hält neben den Wasserbüffeln und einigen Galloway-Rindern vor allem rund 500 Mutterschafe nach den Bioland-Richtlinien. Tochter Selina Tausch ist Unterfrankens einzige und jüngste Schäfermeisterin und wird den Hof von ihrem Vater übernehmen.
„Das Team des Naturpark Spessart leistet ganz wichtige und wertvolle Arbeit. Nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch der naturverträgliche Tourismus im Spessart profitiert stark davon“, zeigte sich Martina Fehlner am Ende der Exkursion begeistert. Die SPD-Angeordnete sagte zu, sich weiterhin für die Förderung der Bayerischen Naturparke im Landtag einzusetzen. Mehr dazu hier