Martina Fehlner: Der Erhalt der Streuobstbestände am Bayerischen Untermain ist eine wichtige Gemeinschaftsaufgabe

Martina Fehlner MdL im Gespräch mit Alexander Vorbeck, Geschäftsführer der "Schlaraffenburger Streuobstagentur"
Dirk Kronewald

06. Oktober 2020

Informationsbesuch beim „Schlaraffenburger Streuobstprojekt“

Die Apfel-Lese am Bayerischen Untermain ist in vollem Gange. Bei einem Vor-Ort-Termin auf einer Streuobstwiese am Goldbacher Waldrand informierte sich die Landtagsabgeordnete Martina Fehlner, Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, bei Alexander Vorbeck über die Arbeit der „Schlaraffenburger Streuobstagentur“. Auf der Roten Liste der gefährdeten Biotop-Typen Deutschlands sind die Streuobstwiesen inzwischen als „stark gefährdet“ eingestuft.

Im Kreis Aschaffenburg gibt es rund 80 Prozent weniger Apfelbäume als noch 1965. Das Schlaraffenburger Streuobstprojekt hat das Ziel, die heimischen Streuobstwiesen durch eine wirtschaftliche Nutzung zu erhalten. Träger des Projektes ist der Landesbund für Vogelschutz. Kooperationspartner sind Landkreis Aschaffenburg, die Städte Aschaffenburg und Alzenau sowie die Initiative Bayerischer Untermain. Das Problem: „Immer mehr Streuobstwiesen fallen brach und verbuschen, weil die Eigentümer kein Interesse mehr an der Pflege haben, oder weil sie aus Altersgründen nicht mehr dazu in der Lage sind“, so Geschäftsführer Vorbeck. „Über die Streuobstbörse versuchen wir diese Flächen wieder an Interessenten zu vermitteln. Da das Angebot an ungepflegten Streuobstwiesen die Nachfrage aber bei weitem übersteigt, wird oft auch selbst Hand bei der Pflege von Streuobstwiesen und der Apfel-Lese angelegt.“

Momentan bewirtschaftet die Streuobstagentur rund 100 Streuobstwiesen in Stadt- und Landkreis Aschaffenburg mit ca. 2.500 Obstbäumen. Gut die Hälfte der Bäume im Landschaftspflegeverband Aschaffenburg sind schon 60 Jahre oder älter. Die gepachteten Streuobstflächen werden extensiv nach Bioland- und Naturschutzkriterien bewirtschaftet und bilden ein wesentliches Grundgerüst für die Streuobstkulisse in der Region.

Martina Fehlner: „Die Wiesen haben eine große Bedeutung für die Artenvielfalt. Sie sind Lebensraum für bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten, wie Wildkräuter, Pilze, Moose, Flechten, Fledermäuse sowie verschiedene Insekten- und Vogelarten. Der Erhalt der Streuobstbestände am Bayerischen Untermain ist daher eine wichtige Gemeinschaftsaufgabe: Mehr Engagement der Kommunen, Kooperationen mit Landwirten und bessere Erlebbarkeit dieser wertvollen Kulturlandschaft.“ Nur gut 50 Prozent der Apfelbäume in der Region werden noch (meist minimal) gepflegt.

Rund 600 verschiedene Apfelsorten gibt es in der Region Bayerischer Untermain. Das vom Team der Streuobstagentur meist per Hand geerntete Obst wird an regionale Keltereien geliefert, dort zu den beliebten „Schlaraffenburger“-Produkten weiterverarbeitet und anschließend regional vermarktet. Dabei sind Zusatzstoffe tabu.

„Mit dem Kauf der regional produzierten, umfangreichen Produkt-Palette (Apfel-Chips, Apfel-Secco, Apfel-Essig, Apfel-Brände uvm.) wird nicht nur der Naturschutz vor der eigenen Haustüre gefördert, sondern es werden auch die Menschen, die sich dem Erhalt der Streuobstwiesen verschrieben haben, unterstützt und belohnt“, betont Fehlner.

Insgesamt müssen die bestehenden Förderprogramme (auch der EU) einfacher und flexibler gestaltet werden. Darin waren sich Martina Fehlner und Alexander Vorbeck einig. Auch verdienen die Initiativen um die Streuobstwiesen mehr Unterstützung seitens der Politik.

Teilen