Martina Fehlner: „Pflege braucht Zeit, Wertschätzung und muss für jedermann bezahlbar sein“

MdL Martina Fehlner im Gespräch mit Einrichtunsgleiter Marco Maier
Dirk Kronewald

26. Februar 2020

Informationsbesuch im Seniorenstift St. Elisabeth Aschaffenburg

Bei einem Vor-Ort-Termin im Seniorenwohnstift St. Elisabeth in Aschaffenburg tauschte sich die Landtagsabgeordnete Martina Fehlner mit Einrichtungsleiter Marco Maier über die aktuelle Pflegesituation, den eklatanten Fachkräftemangel in der Branche und die Neustrukturierung der Pflegeausbildung aus. Der regelmäßige Austausch und das persönliche Gespräch mit Experten aus der Praxis sind Martina Fehlner sehr wichtig. Dazu gehört auch, wertvolle Informationen über die personellen, finanziellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Senioren-Einrichtungen aus erster Hand zu erhalten.

Zurzeit hat das Seniorenwohnstift 173 Bewohner. 60 Prozent davon mit den Pflegegraden drei und vier, 25 Prozent mit Pflegegrad zwei und 8 Prozent mit Pflegegrad fünf. Nach dem neuen „Wohnwelten-Konzept“ leben maximal 15 Bewohner mit eigener Küche und Wohnzimmer zusammen. Martina Fehlner: „Die Politik muss sich an der Lebenswirklichkeit der Menschen orientieren und dafür die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Pflege braucht Zeit, Pflege braucht Wertschätzung und Pflege muss für jedermann bezahlbar sein.“

Beim Rundgang durch das Haus erörterten Martina Fehlner und der Leiter des Seniorenwohnstifts Marco Maier verschiedene Maßnahmen gegen den akuten Fachkräftemangel in der Pflege. Laut der Bertelsmann-Stiftung fehlen in Deutschland bis zum Jahr 2030 rund 500.000 Pflegekräfte. Notwendig sind deshalb so schnell wie möglich Lösungen auf die Fragen: Wer soll uns in der Zukunft pflegen? Wie motivieren wir Menschen, in dieses Berufsfeld einzusteigen? und: Wie soll die Pflege der Millionen Pflegebedürftigen finanziert werden? Ein erfolgreiches Rezept im Seniorenwohnstift St. Elisabeth ist das große Engagement bei der Ausbildung. „Insgesamt 11 Auszubildende hat das Haus. Und auch das positive Betriebsklima und eine faire Bezahlung sind wichtige Faktoren, damit sich unsere 185 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohlfühlen und gerne hier arbeiten“, betonte Marco Maier.

Vor allem die intensiven Gespräche mit den Bewohnern über ihren Lebensweg, ihren beruflichen Werdegang und die Familiensituation waren für Martina Fehlner äußerst bewegend und erkenntnisreich. Beeindruckt war die Landtagsabgeordnete auch von der engagierten Arbeit, die die Mitarbeiter im Seniorenwohnstift St. Elisabeth physisch und psychisch leisten, und welche Geduld und Wertschätzung den älteren Menschen hier entgegengebracht wird. Die Gesellschaft müsse unbedingt stärker anerkennen, was Altenpflege und vor allem die ausgebildeten Altenpflegerinnen und Altenpfleger leisten. Darin waren sich Marco Maier und Martina Fehlner einig.

Bleibt der Anteil der stationär betreuten Personen in Deutschland konstant bei 32 Prozent, werden in den nächsten Jahren rund eine Million Pflegeplätze benötigt. In Aschaffenburg gibt es derzeit rund 720 Pflegeplätze in allen Einrichtungen. Bis 2035 werden dann nach aktuellen Berechnungen noch einmal zusätzlich rund 200 Plätze benötigt.

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