Martina Fehlner lud zum 3. Tourismusdialog nach Rothenbuch ein
Die Frage, welche Chancen böte ein möglicher Nationalpark im Spessart für den Tourismus, war das zentrale Thema beim dritten Tourismusdialog am Bayerischen Untermain. Im Namen der SPD-Landtagsfraktion lud die Aschaffenburger Landtagsabgeordnete Martina Fehlner gemeinsam mit ihrem unterfränkischen Landtagskollegen Volkmar Halbleib, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, Tourismusexperten und touristische Leistungsträger aus der gesamten Region zu einer Diskussionsrunde ins Hotel Spechtshaardt nach Rothenbuch ein. Über 50 Teilnehmer, darunter Hoteliers, Gastronomen, Kommunalpolitiker und Vertreter von Tourismusverbänden, diskutierten das hochaktuelle Thema.
„Unsere Region bietet alle Voraussetzungen, die eine erfolgreiche Tourismusregion ausmachen. Der regelmäßige Gedanken- und Informationsaustausch ist mir dabei sehr wichtig“, so Martina Fehlner, tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag. „Bayern ist in Deutschland das beliebteste Reiseziel. Trotzdem dürfen wir uns nicht auf den guten Zahlen ausruhen, wir müssen weiterhin kreativ bleiben. Dabei sind der Ausbau der Barrierefreiheit, naturnaher Tourismus und vor allem auch der Ausbau des Tourismus im ländlichen Raum sehr wichtig.“ Zweck dieses 3.Tourismusdialogs sei es, die Chancen eines möglichen Nationalparks für den Tourismus im Spessart näher zu beleuchten.
In seinem Grußwort betonte Rothenbuchs Bürgermeister Gerd Aulenbach: „Dass der Spessart als Nationalpark in die engere Wahl gezogen wird, ist ein Kompliment für unsere Region. Damit stehen wir auf einer Stufe mit den schönsten Regionen unseres Landes. Man muss das Angebot sorgfältig prüfen und darf keine Spaltung der Bürger quer durch unsere Dörfer zulassen.“
Gastreferent Axel Singer, Geschäftsführer der Kur- und Tourismus GmbH in Bad Peterstal-Griesbach berichtete anschließend von seinen Erfahrungen über die Herausforderungen bei der touristischen Entwicklung des Nationalparks Nordschwarzwald. Der Tourismus-Experte gehört zur Lenkungsgruppe der Nationalparkregion Schwarzwald. Mit seinem Impulsvortrag machte Singer deutlich, dass es sich aus seiner Sicht lohne, die Menschen in der Region für einen Nationalpark zu begeistern. Ein Nationalpark könne das Sahnehäubchen einer Gegend werden. In Amerika und Kanada, aber auch in anderen europäischen Ländern seien Besuche in Nationalparks selbstverständlich und große touristische Anziehungspunkte.
Singer stellte aber gleichzeitig klar: „Ein Nationalpark ist in erster Linie ein Naturschutzprojekt und kein Tourismusprojekt. Wichtig ist es, im Vorfeld einer Entscheidung alle Fakten auf den Tisch zu legen und sachlich darüber zu diskutieren. Wenn Nationalparkgemeinden konstruktiv zusammen arbeiten, ist ein Nationalpark allerdings auch eine große touristische Chance für die gesamte Region!“ Im Rückblick könne man heute sagen, dass der Nationalpark im Nordschwarzwald das größte Geschenk sei, das man der Region hätte machen können.
In einer anschließenden, von Martina Fehlner moderierten, Podiumsrunde diskutierten Tourismusexperten mit den Gästen über touristische Chancen, aber auch über Herausforderungen in Sachen Nationalpark im Spessart. Michael Seiterle, Geschäftsführer des Tourismusverbands Spessart-Mainland freute sich über die positive Tourismusentwicklung in der Region. Der Spessart gelte zunehmend als beliebtes Gebiet für Besuche und Urlaube (ca. 17 Mio. Tagesbesucher im Jahr). Naturlandschaften zu erleben sei einer der wichtigsten Punkte für Reisende. „Zwei Dinge muss man daher festhalten und als Chance sehen: der Begriff „Nationalpark“ ist weltweit positiv besetzt und würde sich somit auch positiv auf das Image der Region auswirken. Und wenn ein Nationalpark im Spessart kommt, wird der Bekanntheitsgrad des Spessarts immens steigen“, so Seiterle.
Hier knüpfte auch Volkmar Halbleib, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, an: „Die Themenbereiche Umwelt, Naturschutz und Tourismus muss man als wesentlichen Bestandteil der Regionalentwicklung sehen. Deshalb ist es wichtig, nicht nur die Gebietskulisse des Nationalparks zu betrachten, sondern die Region insgesamt.“ Er wünsche sich eine fachliche und sachliche Diskussion und forderte von der Staatsregierung eine konkrete Machbarkeitsstudie, in der alle offenen Fragen angesprochen und beantwortet werden.
Als Vertreter des Bayerischen Umweltministeriums nahm Jörg Steinhoff, Leiter der höheren Naturschutzbehörde bei der Regierung von Unterfranken, zum Thema Stellung: „Der ländliche Raum kann durch solche Großprojekte gestärkt werden. Das Alleinstellungsmerkmal Nationalpark ist für die Vermarktung der gesamten Region von Vorteil.“ Vergleichende Gutachten für die drei derzeit diskutierten möglichen Nationalparkgebiete in Bayern Spessart, Rhön und Donau-Auwälder seien bereits in Auftrag gegeben.
Michael Schwägerl, Geschäftsführer des Hotel-und Gaststättenverbandes in Unterfranken machte in einer kleinen Zeitreise deutlich, dass sich die Struktur des Tourismus im Spessart in den letzten Jahrzehnten stark verändert habe. Er sei sich sicher, dass die Hotels in der Region von einem Nationalpark profitieren würden. Schwägerl: „Allerdings müssen sich Hotels und Gastronomie dann auch an die neuen Gästewünsche anpassen und entsprechende Angebote schaffen, beispielsweise beim Thema Wellness.“
In ihrem Schlusswort bedankte sich Martina Fehlner für die zahlreichen, sehr konstruktiven Diskussionsbeiträge und betonte noch einmal: „Wichtig ist, dass wir eine gute und richtige Entscheidung für unsere Region und für unsere Umwelt treffen. Dabei müssen Risiken und Chancen eines möglichen Nationalparks im Spessart klar abgewogen werden. Eine Entscheidung über die Köpfe der betroffenen Menschen hinweg darf es dabei nicht geben.“