Politik trifft Kabarett - Natascha Kohnen im Gespräch mit Urban Priol

Gastgeberin Martina Fehlner, Natascha Kohnen und Urban Priol stoßen auf eine gelungene Veranstaltung an.

22. Juni 2018

Eine inspirierende Dialogveranstaltung, einen Leckerbissen an politischer Streitkultur, das versprach die Gastgeberin, die SPD-Landtagsabgeordnete Martina Fehlner, ihren 200 Gästen in Aschaffenburg.

Und sie sollte Recht behalten.

Hier finden Sie auf Youtube die Aufzeichnung von "KohnenPlus" mit Urban Priol in voller Länge

Über der Bühne im Hofgarten-Kabarett leuchtete die Neonschrift „KOHNEN PLUS“, Titel der Veranstaltungsreihe der SPD-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl Natascha Kohnen, die sie in diesem Jahr durch alle Stimmkreise Bayerns führt. Mit ihr auf der Bühne das Plus des Abends, Urban Priol, Kabarettist mit Heimvorteil im eigenen Theater.

Kabarettistisch pointiert

Dass Natascha Kohnen nicht nur Politikerin, sondern auch Talkshow-Moderatorin kann, konnte sie in knapp zwei kurzweiligen Stunden unter Beweis stellen. So war ein Ergebnis der Veranstaltung, dass das Publikum sehr viel über die persönlichen Seiten der Beiden erfuhr, wie sie aufwuchsen, wann sie begannen, sich für die Politik zu interessieren und welche zeitgeschichtlichen Schlüsselerlebnisse und Personen für sie von Bedeutung waren, wobei diese Erinnerungen immer wieder kabarettistisch pointiert bzw. mit politischen Bezügen verbunden wurden. Dass dabei natürlich Bayern im Zentrum stand, konnte nicht verwundern und so drehte sich auch das Gespräch sehr schnell um die Politik der Staatsregierung und der sie tragenden Partei und um die Rolle der CSU in der Berliner Koalitionsregierung.

"Gespensterdebatte" um Asylpolitik

Nicht nur auf der Bühne war man sich einig: Die Aufarbeitung der Defizite u.a. beim bezahlbaren Wohnraum, in der Infrastruktur, bei Digitalisierung und Bildung fände dort nicht statt, stattdessen bestimme die - so Priol - „Gespensterdebatte“ um Asylpolitik und Seehofers 63-Punkte-Plan die politischen Diskussionen in den Medien und in der Öffentlichkeit. Auch die Sprache besetze die CSU dabei für ihre Politik: Söders „Asyltourismus“ oder die immer wiederkehrenden Begriffe von Begrenzung und Abschiebung machten Stimmung. „Das Wort Integration habe ich in diesem Zusammenhang nicht mehr gehört“, so Natascha Kohnen. Urban Priol wäre aber nicht Urban Priol, wenn er nicht auch Versäumnisse bei der SPD sehe: Lauterer, fordernder und klarer die eigenen Positionen vertreten, manche Entscheidungen selbstkritisch in Frage stellen, Jugend stärker in Parteifunktionen einbinden, so sein Rat.

Radikalen Kräften entgegenwirken

Im zweiten Teil des Abends kamen auch die Besucher zu Wort und sorgten für einen regen Austausch zwischen dem Publikum, Natascha Kohnen und Urban Priol. Fragen zur innerparteilichen Situation, zur Politisierung der Jugend, zu Rente und Krankenversicherung, zur Dieselaffäre, zum Klimawandel und zur politischen Bildung an Schulen – das Spektrum war breit. Das Schlusswort gebührte Martina Fehlner. Es gelte allen radikalen Kräften entgegenzuwirken. Politisches Engagement trage dazu bei, das eigene Leben mitzugestalten. Grundlage von allem müsse aber das faire Miteinander und Füreinander in unsere Gesellschaft sein.

Lang anhaltender Beifall war Beleg für eine zu Recht versprochene spannende und unterhaltsame Diskussionsrunde und für ein attraktives und debattierfreudiges Veranstaltungsformat.

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