„Eines ist sicher: Der Wandel“. Diese Worte von Franz Müntefering standen am letzten Januar-Wochenende sprichwörtlich über der Rede des ehemaligen SPD-Bundesvorsitzenden und Vizekanzlers beim Neujahrsempfang der Aschaffenburger SPD. Als Gastredner auf der mittlerweile schon traditionellen Veranstaltung im voll besetzten Theater des Hofgarten-Kabaretts spannte er in seinem Vortrag den Bogen von der Gründungszeit der Partei bis zur Politik unserer Tage.
Dabei streifte er die Errungenschaften der sozialen Entwicklung der über 150jährigen Geschichte der SPD ebenso, wie die über nunmehr siebzig Jahre währende Friedenzeit in Europa. Dass mit dem Fall der Mauer in Deutschland für viele das Gefühl einherging, die Welt sei nunmehr auf einem guten Weg, habe sich als Trugschluss erwiesen. Dafür gäbe es genügend Belege: Kriege, Terrorismus, Flüchtlinge, die Auswirkungen der Globalität und eines immer offener zu Tage tretenden Finanzkapitalismus, die Hinwendung zahlreicher Staaten zurück zu engen nationalen Gesellschaften bis hin zur jüngsten Entwicklung der USA unter Präsident Trump. Damit einher gingen Unsicherheit und Ängste, die sich in Deutschland auch im Wahlverhalten der Menschen widerspiegelten.
Den Wandel beeinflussen
Dem müsse sich eine an den demokratischen Grundwerten orientierende Gesellschaft entgegenstellen. Wichtig sei es, den Wandel zu beeinflussen. „Handeln – nicht abwarten“ sei das Entscheidende, so Müntefering.
Eine wichtige Rolle komme dabei der Bildung zu. „Unsere Zukunft hängt entscheidend davon ab, welche Chancen wir unseren Kindern und unserer Jugend geben“, so Müntefering. Die demografische Entwicklung in Deutschland bürde den nachfolgenden Generationen Lasten auf, die der Staat nicht allein bewältigen könne. Hier sei die Solidarität aller gefragt. Und hier liege auch die Stärke der SPD. Mit einem Plädoyer für mehr Menschlichkeit, für ehrenamtliche Tätigkeiten, solidarische Hilfe untereinander und über Grenzen hinweg, für ein Engagement in den Kommunen und gegen dümmlichen Populismus schloss Müntefering seine Rede, die immer wieder von Beifall unterbrochen wurde.
SPD gut gerüstet
Zuvor hatten die Gastgeber, der Stadtverbandsvorsitzende Erich Henke und die Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Unterbezirks Martina Fehlner, in ihren Begrüßungsreden das vergangene Jahr Revue passieren lassen, das Erich Henke mit den Worten „Ein schlechtes Jahr für die Menschheit“ auf den Nenner brachte.
Beide vergaßen aber nicht, auf die Erfolge der SPD insbesondere in der großen Koalition hinzuweisen. Angst mache die Welle des Populismus, der sich in einigen osteuropäischen Ländern aber auch in Frankreich breitmache. Für Martina Fehlner sind dies aber auch in Hinblick auf die kommende Bundestagswahl Herausforderungen, denen sich die Partei stellen müsse. Mit Martin Schulz an der Spitze sehe sie die SPD dafür gut gerüstet.
Junge Menschen gewinnen
Da die Welt komplizierter geworden sei, erfordere es ein Mehr an Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und an sozialer Gerechtigkeit. Dass die Wohlstandsschere weiter auseinandergehe, dass jeder vierte Rentner armutsgefährdet, jedes sechste Kind bedürftig sei, signalisiere verstärkt Handlungsbedarf.
Mit ihrem Appell, junge Menschen für die Politik und für die SPD zu gewinnen, gab Martina Fehlner das Stichwort für eine kurze Vorstellung von Alexander Mosca-Spatz. Der für den Wahlkreis Aschaffenburg für die SPD antretende Bundestagskandidat nutzte die Gelegenheit, sich den vielen Gästen erstmals präsentieren zu können. Von dem erst 22-jährigen Großostheimer erhofft sich die SPD auch einen Zuwachs an jüngeren Wählern.
Dank an die Mitglieder
Zuvor hatte SPD-Bürgermeister Jürgen Herzing die Grußworte der Stadt überbracht und auf die geleistete Arbeit und erfolgreiche Zusammenarbeit im vergangenen Jahr hingewiesen. Es gäbe aber auch 2017 viel zu tun, beispielsweise bei der Schaffung weiterer Wohnbauflächen.
Der an diesem Tag von allen Rednern hervorgehobene Dank an die vielen engagierten Mitglieder in Stadt und Landkreis und an die ehrenamtlichen Helfer rundete die Veranstaltung ab. Noch lange hielt es viele Gäste an diesem Mittag im Hofgarten bei Gesprächen und Diskussionen untereinander.